Die Rolle der Frauen im Protestantismus

Von der „tüchtigen Frau“ der Sprüche zur Frau als Staatsbürgerin

Zwar veränderte die Reformation des 16. Jahrhunderts nicht die traditionelle, auf Hausarbeit und Kindererziehung beschränkte Rolle der Frau, ihr religiöses Engagement aber, die Bibellektüre und dadurch eröffnete Bildung sowie die Verfolgungen, die einige zum Märtyrertum bewegten, verwandeln ihren Status. Für neue Ideen empfängliche Frauen des Adels verbreiten diese in ihrem Umfeld.

Während der Kamisardenkriege um 1700 werden einige Frauen zu Prophetinnen und sind in den Cevennen von einer glühenden religiösen und kriegerischen Inbrunst beseelt. Marie Durand (1712-1776) bleibt nach der Aufhebung das Symbol der Treue zum reformierten Glauben.

Ab Ende des 18. und das ganze 19. Jahrhundert hindurch beteiligen sich protestantische Frauen unter dem Einfluss des Réveil (Erweckung), jener großen Bewegung für Glauben und soziales Engagement, an den Bewegungen für Bildung, Hilfe und Frauenemanzipation.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts initiierten französische Theologinnen, der in den Vereinigten Staaten entstandenen großen Frauenrechtsbewegung folgend, eine neue Lesart der Bibel, bei der sie das vorherrschende Bild eines väterlichen Gottes ablehnen, durch dessen männliche Merkmale die Beherrschung der Frau durch den Mann und seine Autorität in Familie und Kirche gerechtfertigt wurden. Nach und nach erlaubte der Protestantismus den Frauen, in der Kirche echte Verantwortung zu übernehmen und ins Hirtenamt zu gelangen.

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