Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Die Adventisten verstehen sich als Erben der Reformation des 16. Jahrhunderts und der Erweckungsbewegungen im 19. Jahrhundert, mit denen sie wichtige Überzeugungen teilen. 2005 haben sie sich der Fédération Protestante de France (F.P.F.) angeschlossen. Sie sind eine protestantische Minderheit und feiern den Gottesdienst am Samstag. In den Bereichen Gesundheit, Erziehung und humanitäre Hilfe haben sie zahlreiche Institutionen aufgebaut.

Geschichte

Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt sich in Württemberg eine breite prophetische Erweckungsbewegung, die sich zuerst in Europa und dann in England und Amerika ausbreitet. Sie führt zu einer Vielfalt religiöser und missionarischer Vereinigungen in Neuengland. Die Gemeinden versammeln sich in der Erwartung des Endes der Welt und in der Hoffnung auf die Wiederkunft Christi. Die Lektüre der Prophezeiungen des Buches Daniel brachte William Miller (1782-1849) dazu, die Wiederkunft für das Jahr 1843, danach 1844 vorauszusagen. Nach dem Nichteintreffen dieser Vorhersage versammelten sich die adventistischen Gläubigen, die nicht mehr in ihre vorherigen Kirchen zurückkehren konnten, um einige Führer, darunter den Pastor James White.

Eine wichtige Rolle spielt dessen Frau Ellen White (1827-1915). Mit ihren Prophezeiungen ruft sie zum Lesen der Bibel, zur demokratischen Organisation der Bewegung gegen den Fanatismus und für ein gesundes Leben (Alkoholabstinenz, kein Tabak und keine Vorsorgemedizin…) auf. Dieser erste Zeitraum ist von Konflikten mit der protestantischen Kirche, aus der die Anhänger der Adventisten stammen, geprägt. In der Bewältigung solcher Krisen erstarkt die Bewegung und die Kirche der Adventisten entwickelt sich in den Vereinten Staaten, dann in Europa und auf den anderen Kontinenten.

Die Überzeugungen der Adventisten

Wie in allen aus der Erweckungsbewegung hervorgegangenen Konfessionen wird man nicht als Adventist geboren, sondern wird es durch eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus und freiwilligen Beitritt. In der Taufe durch Untertauchen tritt man der Gemeinde bei. Der Gläubige unterstützt sie mit einem Zehntel seines Einkommens.

Die Adventisten glauben an die Autorität der Schrift, unterscheiden sich aber von den anderen protestantischen Kirchen durch die Einhaltung des Sabbats. Die Adventisten glauben, dass durch den neuen Bund das Gesetz Gottes nicht aufgehoben wurde. Die Erlösung durch Jesus Christus lässt die wahre Ausübung des Sabbats zu, nicht als Mittel zum Heil, sondern als nützliche und notwendige Lebensregel. Die Gläubigen versammeln sich deswegen am Samstag, dem Sabbat und siebten Tag der Woche zum Gottesdienst und unterlassen gemäβ dem Alten Testament jegliche Tätigkeit an diesem Tag.

Die Adventisten erwarten die ruhmreiche Wiederkunft Jesu ohne zeitliche Festlegung. Sie glauben, in Erwartung seiner Wiederkehr eine Mission erfüllen zu müssen: ein Volk von Gläubigen zu sammeln, das Christus als Richter und König zu empfangen bereit ist.

Ausbreitung in Frankreich

Die Bewegung hat sich von der Schweiz aus in Frankreich ausgebreitet, als John Andrews, ein amerikanischer Missionar, 1874 in Basel ankam und zwei Jahre später die Zeitschrift Signe des Temps (Zeichen der Zeit) gründete. Die Zeitschrift wurde in Frankreich verteilt und am Ende des 19. Jahrhunderts gab es ersten Adventisten-Gemeinden im Tarn, in der Drôme und im Elsaβ.

Organisation der Kirche

Die Kirche der Adventisten ist weltweit organisiert. Oberstes Gremium ist die Generalkonferenz, die alle fünf Jahre in Silver Spring in Maryland in den Vereinigten Staaten zusammentritt. Dabei wird auch der Präsident für fünf Jahre gewählt. Die Kirche ist presbyterial auf fünf Ebenen organisiert: den Ortskirchen, den Vereinigungen, den Verbänden oder Unionen sowie den Divisionen (davon gibt es weltweit 13).

Die Kirche der Adventisten hat einen Beobachtersitz im Ökomenischen Rat der Kirchen (C.O.E.) und ist Mitglied des Weltbundes der Bibelgesellschaften, in dem sie zu Bibel-Übersetzungen und Ausgaben und zur Verbreitung der Bibel beiträgt.

In Frankreich sind die Adventisten als kultuelle Vereinigung (Gesetz von 1905) organisiert, in zwei Föderationen zusammengefasst, jede davon besteht aus einer Union, deren Präsident für fünf Jahre gewählt wird. Die Union der Adventistenkirche des Siebten Tages ist 2005 der Fédération Protestante de France (F.P.F.) beigetreten.

Engagements

Seit ihrer Gründung engagiert sich die Kirche der Adventisten im Rahmen einer Weltorganisation in der Entwicklungshilfe: in der internationalen ADRA (Adventistische Agentur für Hilfe und Entwicklung), für die weltweit 140 Niederlassungen tätig sind. Auch in Frankreich sind die Adventisten eine wichtige Größe in der Sozialarbeit.

In der Nachfolge von Ellen White engagiert sich die Kirche der Adventisten im Bereich Gesundheit und fördert die Erziehung zur Gesundheit in ihren Publikationen (in Frankreich die Ausgaben „Leben und Gesundheit“), in Forschungs- und Pflegezentren (600 Einrichtungen weltweit). Die Liga „Leben und Gesundheit“ wurde durch ihre Seminare „Fünf-Tagesplan gegen das Rauchen“ bekannt. Andere Seminare befassten sich mit Ernährung und mit dem Umgang mit Stress.

Im Bildungsbereich haben die Adventisten auf der ganzen Welt ein Schulsystem mit 90 Universitäten und 1250 höheren Schulen vor allem in den Entwicklungsländern aufgebaut. In den französischen Überseegebieten unterhalten sie ungefähr fünfzehn Schulen, die meisten staatlich anerkannt.

Im französischen Mutterland gibt es eine Adventistenuniversität auf dem Berg Salève in Collonges-sous-Salève (74), mit Grundschule, Gymnasium und einer theologischen Fakultät, an der die französischsprachigen Pfarrer ausgebildet werden.

Einige Zahlen

Die Kirche der Adventisten hat sich heutzutage in 204 Ländern der Welt mit 13 Millionen Gläubigen etabliert.

Es gibt 11.000 getaufte Mitglieder in Frankreich, 13.000 auf Martinique, 10.000 in Guadeloupe, 350.000 auf Haïti und 900.000 im französischsprachigen Afrika.

Webseite

Bibliographie

  • Bücher
    • LEHMANN Richard, Les adventistes du septième jour, Brepols, Paris

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