Die letzten Religionskriege (1621-1629)

Unter Ludwig XIII. lehnen sich die Protestanten nach der Béarnaffäre gegen den König auf. Nach ihrer Niederlage verlieren sie ihre politischen Versammlungen und ihre Sicherheitsplätze : sie werden immer mehr vom guten Willen des König abhängig.

Die Versammlung von Saumur

  • Philipp Duplessis-Mornay (1549-1623)
  • Herzog Heinrich von Rohan (1579-1638)

Nach der Ermordung Heinrichs IV. 1610 scheint das Edikt von Nantes zerbrechlich. Der Beginn der Regentschaft Marias von Medicis beunruhigt die Reformierten wegen der Annäherung an das katholische Spanien.

Die Repräsentanten der protestantischen Partei halten 1611 eine politische Versammlung in Saumur ab.

Die ‚Vorsichtigen‘ mit Duplessis-Mornay sprechen sich für Loyalität zur Krone aus.

Die ‚Hardliner‘ mit Henri de Rohan sind zur Konfrontation bereit.

Die Strategie der Konfrontation siegt 1617 mit der Affäre von Béarn, aber die Spaltung in Vorsichtige und Hardliner schwächt die protestantische Partei.

Béarnaffäre (1617-1620)

  • Wiederherstellung der katholischen Messe im Béarn © Bibliothèque Nationale

Das Béarn war eine Grafschaft der Familie Albret, die Heinrich IV. von seiner Mutter Jeanne d’Albret zusammen mit dem Königreich Navarra geerbt hatte.

Weil es Jeanne d’Albrets Wille war, wurde das Béarn protestantisch, und die Güter des katholischen Klerus wurden unter Zwangsverwaltung gestellt. 1599 führte Heinrich IV. im Béarn die Ausübung des katholischen Glaubens wieder ein, aber die Kirchengüter wurden nicht zurückgegeben.

1616 hatte sich der Rat des Béarn, der sich aus protestantischen Stadtvätern zusammensetzte, bei Aufständen protestantischer Adliger kompromittiert.1617 proklamierte der königliche Rat die Wiedereingliederung des Béarn ins Königreich Frankreich und beschloss, dort alle im Edikt von Nantes enthaltenen Verfügungen in die Tat umzusetzen. Der Rat des Béarn lehnte es ab, diese Entscheidung zu registrieren.

1620 kommt Ludwig XIII. In Pau mit Truppen an und ersetzt den Rat des Béarn durch ein Parlament, in dem nur Katholiken sitzen. Diese Veränderung alarmiert die protestantische Partei im ganzen Königreich und zieht eine Widerstandsbewegung gegen den König im Namen der reformierten ‚Sache‘ (« la cause ») nach sich.

Die Religionskriege unter Ludwig XIII.

  • Rouanes, Münze vom Herzog von Rouen geprägt © Musée des Vallées Cévenoles

In diesen Kriegen, die auch die Kriege des Monsieur de Rohan, des Anführers der protestantischen Partei, genannt werden, geht es um die politische Macht der Protestanten, die auf den politischen Versammlungen und den Sicherheitsplätzen beruht. Die Monarchie, die zum Absolutismus tendiert, kann nicht lange eine partisanenartige Minderheit dulden, die wie ‚ein Staat im Staat‘ wirkt.

Henri de Rohan prägt seine eigenen Münzen, die « rouanes », in Anduze : das sind « douzains », die denen des Königs ähnlich sehen. In einem Brief vom November 1628 beschuldigt Henri de Bourbon Henri de Rohan : « Münzen zu prägen mit dem königlichen Wappen, das allein dem König zusteht ».

Erster Krieg (1621-1622)

  • Montpellier © SHPF

Eine nationale Versammlung der reformierten Kirchen war in La Rochelle zusammengekommen. Sie umfasste 75 Deputierte, Pfarrer und Laien, von denen die meisten mit den großen protestantischen Adelsfamilien verbunden waren. Viele Kirchen hatten es abgelehnt, Abgesandte zu schicken. Die Versammlung von La Rochelle protestiert gegen die Annektierung des Béarn, organisiert Steuererhebungen, stellt Soldaten auf und wendet sich an den englischen König um Schutz.

Da sie es ablehnt sich aufzulösen, scheint es, als ob die Versammlung sich abspaltet, obgleich sie beteuert, dem König treu zu sein und nur die Freiheit der reformierten Kirchen verteidigen zu wollen.

Die wichtigsten protestantischen Anführer sind :

  • Henri de Rohan, der im Languedoc befiehlt.
  • Benjamin de Rohan, sein Bruder, Seigneur de Soubise, der in der Region von La Rochelle bleibt.

Ludwig XIII. zieht im April 1621 ins Feld und betritt ohne Widerstand die zwei protestantischen Städte Saumur und Thouars.

Die Stadt Saint-Jean d’Angely im Saintonge, die von Soubise, gehalten wird, leistet Widerstand, muss sich jedoch nach einer zwei wöchigen Belagerung ergeben. Ihre Mauern werden geschleift, und sie verliert alle ihre Privilegien. Die königliche Armee zieht dann nach der Stadt Montauban, die über eine starke Garnison verfügt, zurück und belagert sie. Auf Grund einer Fieberepidemie, die viele Verluste verursacht, zieht sich die Armee zurück.

Henri de Rohan ist der Herr des Languedoc. Er schlägt sein Hauptquartier von 1622 bis 1629 in Anduze auf, das er zu einem befestigten Platz macht (heute gibt es noch Reste der Stadtbefestigung : den Uhrenturm).

Soubise hält La Rochelle, die Stadt, die die maritime Vorherrschaft an der Atlantischen Küste innehat. Er plündert die katholischen Städte des Bas-Poitou.

Der zur Hilfe gerufene König liefert eine Schlacht im Marais poitevin de Rio. Soubise verliert mehrere tausend Kämpfer, kann aber gerade noch entkommen. Die königliche Armee nutzt ihren Vorteil und besetzt protestantische Plätze in Guyenne ; sie dringt bis nach Montpellier vor, das sie ohne Erfolg belagert.

Im Oktober 1622 gewährt der König den Protestanten vor den Mauern von Montpellier einen Vertrag. Eine Amnestie erstreckt sich über alle Kriegshandlungen 1621 bis 1622. Die Protestanten müssen zahlreiche Befestigungen schleifen und dürfen in bestimmten Sicherheitsplätzen keine Garnison mehr halten. Der König zieht in Montpellier ein. Die Versammlung von La Rochelle akzeptiert die Bedingungen des Vertrags und löst sich auf.

Zweiter Krieg (1624-1625)

  • Briefmarke: Darstellung Richelieus und der Besetzung von La Rochelle © Collection privée

Der Friede von Montpellier 1622 war in der Tat nur ein Waffenstillstand. Anfang 1624 gehen die Feindseligkeiten weiter, als Soubise mit Hilfe der Flotte von La Rochelle alle Schiffe konfisziert, die bei Lorient am Fluss Blavet auf Reede liegen. Anfang 1625 übernimmt er die Kontrolle über alle Häfen der Inseln Ré und Oléron vor der Küste der Charente.

1625 ruft der königliche Rat, zu dem Richelieu seit 1624 als Minister gehört, zu drei Expeditionen auf :

  • in die Gegend von Castres,
  • auf die Ile de Ré, wo die Soldaten des Königs an Land gehen,
  • auf dem Meer, wo Truppen von La Rochelle im September vor der Ile de Ré geschlagen werden, was Soubise dazu veranlasst, nach England zu fliehen.

Eine Absprache hinsichtlich einer Versöhnung wird 1626 durch Vermittlung der Engländer getroffen. Ludwig XIII. lässt den Protestanten die ‚Privilegien‘ des Edikts von Nantes, zwingt jedoch La Rochelle die Anwesenheit eines Kommissars auf, um den Rat der Stadt zu kontrollieren.

Dritter Krieg (1627-1629)

  • Montpellier © SHPF

1627 erklärt sich England zur Beschützerin der französischen Reformierten. Ab März 1627 bereitet der Herzog von Buckingham eine englische Schiffsexpedition mit mehr als 80 Schiffen und 10000 Seeleuten vor. Er wird von Soubise begleitet.

Die Einwohner von La Rochelle sind geteilt. Die Stadträte, insbesondere der Bürgermeister Jean Guiton, wollen dem König treu bleiben, aber die Stadt öffnet sich den Engländern. Der Herzog geht auf der Ile de Ré an Land, deren Zitadelle Saint-Martin Widerstand leistet.

Eine königliche Gegenoffensive zwingt das englische Geschwader, sich im Oktober 1627 zurückzuziehen.

Ab August 1627 organisiert Richelieu die Belagerung von La Rochelle. Die Blockade wird erfolgreich durchgeführt auf Grund eines 12 km langen befestigten Grabens, der durch einen 1800 m langen Damm ergänzt wird, der aus im Meer versenkten Schiffen besteht.

Im März 1628 wehrt La Rochelle einen Angriff der königlichen Truppen ab. Im Mai kommt der Herzog von Buckingham zurück, gibt jedoch das Durchbrechen der Blockade auf und zieht sich zurück. Eine andere englische Flotte kommt Ende September an und zieht sich erfolglos zurück.

Henri de Rohan seinerseits ist in den Cevennen blockiert und kann keine Hilfstruppen schicken. Im Oktober 1628 von der Hungersnot ausgezehrt, ergibt sich La Rochelle nach mehr als einem Jahr heldenhafter Verteidigung, die vom Bürgermeister organisiert wurde. Nach der Kapitulation ist die Stadt von Toten übersät, die die Überlebenden vor lauter Erschöpfung nicht bestatten können. Es bleiben nur noch 150 Soldaten übrig, die sich auf den Beinen halten können, und 1000 lebende Einwohner. Für Richelieu, der die Organisation der Belagerung leitet, ist es ein persönliche politischer Erfolg.

Im Languedoc hielt sich Henri de Rohan immer noch. Im September 1628 hatte er Verhandlungen mit Spanien begonnen, das zum Gegner Frankreichs geworden war. Als diese erfolgreich sind, haben die spanischen Hilfstruppen keine Zeit einzutreffen, bevor die königlichen Truppen auf dem Rückweg aus Italien im Vivarais zur Offensive übergehen und den festen Platz Privas (Ardèche) einnehmen. Die Einwohner werden massakriert oder ohne Aussicht auf Rückkehr verjagt, und die Stadt wird in Brand gesetzt.

Diese Nachricht veranlasst die anderen befestigten Orte im Languedoc zu kapitulieren. Ludwig XIII. belagert Alès (Gard), das sich im Juni 1629 ergibt. Henri de Rohan unterwirft sich. Er darf sich nach Venedig ins Exil begeben.

Der Friede von Alès (1629)

Mit dem Frieden von Alès (oder Alais) gewährt Ludwig XIII. den Einwohnern der Stadt, die ihr Hab und Gut behalten dürfen, Vergebung. Die Reformierten können weiterhin ihren Glauben ausüben.

Der Friede von Alès wird bestätigt durch das Gnadenedikt von Nîmes, das den Protestanten Amnestie gewährt und das Edikt von Nantes bestätigt, aber er nimmt ihnen alle ihre politischen Privilegien : Sicherheitsplätze und politische Versammlungen.

Er setzt sechs Jahren Bürgerkrieg ein Ende und bedeutet auch das Ende für die protestantische Partei.

Richelieu lässt die Befestigungsmauern der aufständischen Städte schleifen : die Protestanten hängen von nun an allein vom guten Willen des Königs ab.

Weiter im Rundgang

Bibliographie

  • Bücher
    • BERCÉ Yves-Marie, La naissance dramatique de l’absolutisme (1598-1660), Le Seuil, Paris, 1992
    • CARBONNIER-BURKARD Marianne et CABANEL Patrick, Une histoire des protestants en France, Desclée de Brouwer, Paris, 1998
    • CRETE Liliane, La Rochelle au temps du grand siège, Librairie académique Perrin, 2001
  • Videos
    • Histoire des protestants en France | Link

Dazugehörige Rundgänge

  • Von Ludwig XIII. Bis zum Tod Mazarins (1610-1661)

    Nach der Béarn-Affäre (1620) lehnten sich die Protestanten unter der Führung von Henri de Rohan gegen Ludwig XIII. Auf. Nach ihrer Niederlage verlieren sie ihre politischen Versammlungen und ihre Sicherheitsorte:...

Dazugehörige Vermerke

  • Jeanne d'Albret (1528-1572)

    Sie bekehrt sich zum Protestantismus, den sie in ihrem Königtum von Navarra zur Staatsreligion erhebt.
  • Die protestantischen Sicherheitsplätze

    Als befestigte Orte, die einem Gouverneur unterstanden, hatten die Sicherheitsplätze, die den Reformierten gewährt wurden, ein religiöses und auch politisches Ziel.
  • Eine scheinbare Beruhigung (1630-1660)

    Nach dem Frieden von Alès (1629) versucht Richelieu, die Protestanten wieder in die katholische Kirche einzugliedern. Unter Mazarin bringen ihnen die Notwendigkeiten der Außenpolitik und ihre Loyalität während des Aufstands...
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    Warum reagieren die Protestanten kaum angesichts der Unterdrückung durch Ludwig XIV. ? Das ist auf ihre fast abgöttische Ergebenheit dem Herrscher gegenüber zurückzuführen.
  • Die strenge Anwendung (1661-1685)

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