Paul Conord (1896-1985)

Der Pfarrer Paul Conord engagierte sich zunächst in der Reformierten Kirche Frankreichs, später in der Protestantischen Föderation Frankreichs (Fédération Protestante de France) und übernahm dort große Verantwortung. Wir verdanken ihm zudem unter anderem die Entwicklung der Forschung über die Soziologie des französischen protestantischen Milieus.

Seine Jugend

  • Paul Conord (1896-1985) © Collection privée

Paul Conord wird in Sainte-Foy-la-Grande an der Grenze zwischen den Départements Gironde und Dordogne geboren. Er entstammt einer protestantischen Uhrmacherfamilie. Schon kurz nach seiner Geburt stirbt sein Vater und Paul wächst bei seiner Mutter und seinen Großeltern auf.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges beginnt er in Montauban Philosophie und Theologie zu studieren. Weil er eine Zeitlang zum Militär eingezogen wird, kann er sein Studium erst 1918 in Montpellier abschließen, wohin die theologische Fakultät verlegt worden war. An der Universität engagiert sich Conord in einer Gruppe der Jungen Christlichen Union (Union chrétienne de jeunes gens – UCJG), die dem Französischen Verband christlicher Studentenvereine (Féderation française des associations chrétiennes d’étudiants – FFACE) angeschlossen ist.

Später übernimmt er in dieser Gruppe Verantwortung. So nimmt er 1927 an der ökumenischen Konferenz von Lausanne „Foi et constitution“ (Glaube und Verfassung) und 1937 an der Konferenz von Oxford teil.

Der Pfarrer

Sein eigentliches Pfarramt tritt er 1920 im Norden Frankreichs in Maubeuge an, einer Arbeitergegend, die von den Kämpfen des Ersten Weltkrieges gezeichnet ist. Paul Conord steht dem Pfarrer Henri Nick nahe, der ihn 1921 zum Pfarrer weiht. Dieser macht Conord auch auf die Problematik der Evangelisierung im Arbeitermilieu aufmerksam. Zur gleichen Zeit (1921) heiratet Paul Conord Jeanne Bohin und gründet mit ihr eine Familie. Sie haben sieben Kinder.

1926 zieht er in die Gemeinde von Réalville im Département Tarn-et-Garonne. Dort, wie auch später in Albi, schreibt er neben seinem Pfarrdienst an einer Doktorarbeit in Theologie (er wird 1936 promoviert) und verfolgt weiterhin seine Tätigkeit für den Studentenbund. Daher hat er großen Anteil an der Initiative, die im September 1941 zur Verfassung der Thesen von Pomeyrol führt und kümmert sich auch um deren Fortbestand.

Paul Conord in den kirchlichen Institutionen

1943 wird er zum Generalsekretär der Reformierten Kirche Frankreichs berufen. Von jetzt an übernimmt er Verantwortung in den nationalen Instanzen des französischen Protestantismus (zuerst in der Reformierten Kirche Frankreichs – Église réformée de France, dann in der Protestantischen Föderation Frankreichs – Fédération protestante de France).

In dieser Funktion wohnt er der Gründung des Ökumenischen Rats der Kirchen auf der Konferenz von Amsterdam 1948 bei. Er ist in vielen europäischen ökumenischen Instanzen vertreten, nimmt Teil an der Vorbereitung der christlichen Friedenskonferenz, engagiert sich im Französisch-Deutschen Bruderrat u.a.

1963 geht er in den Ruhestand, bleibt jedoch weiterhin aktiv, insbesondere unterrichtet er am Institut für Theologie von Ndunge in Kamerun.

Der Soziologe

Seit dem Anfang seines Pfarramtes ist Paul Conord mit unterschiedlichen protestantischen Milieus konfrontiert und bestrebt, seine Kenntnisse darüber vertiefen. Dieses Anliegen steht im Mittelpunkt seiner Doktorarbeit von 1936: „Das Problem einer christlichen Soziologie“ (Le problème d’une sociologie chrétienne).

Um seine Kirchenstrategie auszuarbeiten, stellt er innerhalb der Reformierten Kirche Frankreichs demographische Untersuchungen und soziologische Studien an.

Er begrüßt die Einrichtung eines soziologischen Zentrums des Protestantismus an der Universität von Straßburg, das lange Zeit von Pfarrer Roger Mehl geleitet wird und zu dessen Bedeutung Paul Conord maßgeblich beiträgt.

Bibliographie

  • Bücher
    • CONORD Paul, Le problème d’une sociologie chrétienne, Je sers, Paris, 1936
    • CONORD Paul, Brève histoire de l’œcuménisme, Labor et Fidès, Paris, 1958

Dazugehörige Vermerke

  • Die Thesen von Pomeyrol

    Die Thesen von Pomeyrol sind einer der ersten Akte des geistigen Widerstands gegen den Nationalsozialismus und der Opposition gegen die Verfolgung der Juden.