John Knox (1513-1572)

John Knox ist der Reformator Schottlands. Nach einem Aufenthalt in Genf führt er in seinem Heimatland die „reformierte Reformation“ ein.

Ein bewegtes Leben

  • John Knox (1513-1572) © S.H.P.F.

John Knox studiert an der Universität von Glasgow. Möglicherweise erhält er abschließend die Priesterweihen ; er ist jedoch als Notar und Hauslehrer tätig. 1546 bekennt er sich zur Reformation und wird Pastor in Saint-Andrews (Schottland). 1547 wird er bei der Belagerung von Saint-Andrews von französischen Truppen gefangengenommen und auf die Galeeren geschickt.

Nach seiner Freilassung (1549) geht er nach England und wird dort Kaplan des jungen Königs Eduard VI.

Als Maria I. Tudor („Maria die Katholische“) 1553 den englischen Thron besteigt, flieht John Knox nach Frankreich und geht danach nach Genf, wo er sich mit Calvin anfreundet. Er wird Pastor der Englischen Kirche von Genf, beteiligt sich an der englischen Übersetzung der Genfer Bibel und arbeitet eine englische Gottesdienstordnung aus, die sich eng an die Genfer Liturgie anlehnt und später bei der Schottischen Kirche eingeführt wird.

1555 kehrt er nach Schottland zurück und predigt dort im Geiste der Reformation Calvins. Er muß erneut fliehen und kann sich erst 1559 in Schottland wieder dauerhaft niederlassen.

Der Reformator Schottlands

In Schottland ist die Einführung der Reformation nicht nur eine religiöse, sondern auch eine hochpolitische Angelegenheit. Das Königtum ist schwach : Maria Stuart, die Königin, ist noch minderjährig, und die Regentschaft wird bis 1560 von ihrer Mutter Marie de Guise (aus dem Hause Lothringen) ausgeübt. Zwei Parteien stehen sich gegenüber : die eine steht unter französischem Einfluß und verteidigt den Katholizismus, die andere neigt sich England zu und steht dem Protestantismus nah.

1560 kommt es zu einer Revolte des protestantischen Adels, der für eine Trennung vom Papsttum und für die Abschaffung der Messe und der Bilderverehrung eintritt. Nach dem Tode ihres königlichen Gemahls, Franz II. von Frankreich, kehrt Maria Stuart 1561 nach Schottland zurück. Ihr gelingt es jedoch nicht, sich als (katholische) Königin durchzusetzen, und von Frankreich, wo zu dieser Zeit die Religionskriege ausbrechen, hat sie keine Unterstützung zu erwarten. John Knox trägt durch seine Predigten zu ihrer Absetzung (1567) bei und übt danach großen Einfluß auf den neuen König Jakob VI. aus. Knox ist einer der Gründer der presbyterianischen (selbstverwalteten) Kirche Schottlands, besonders durch die von ihm verfaßte Liturgie Das Buch gemeindlicher Ordnung (The Book of Common Order).

Seine Werke

Seine 1558 in Genf gedruckte Schrift Der erste Trompetenstoß gegen eine entsetzliche Weiberherrschaft (The first Blast of the Trumpet against a monstrous Regiment of Women) richtet sich gegen die Machtgelüste der „drei Marias“ (Marie de Guise, Maria Stuart, Maria I. Tudor), die den Katholizismus verteidigen. John Knox hat als erster schottischer Staatstheoretiker den Gedanken eines Widerstandes gegen die Tyrannenherrschaft entwickelt.

Er verfaßt auch eine 1587 in London gedruckte Geschichte der Reformation in Schottland (The History of Reformation in Scotland).

Bibliographie

  • Bücher
    • JANTON Pierre, Concept et sentiment de l’Église chez John Knox, le réformateur écossais, PUF, Paris, 1972
    • REID William, Trumpeter of God. A biography of John Knox, Scribner, New York, 1974

Dazugehörige Vermerke

  • Jean Calvin (1509-1564)

    Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu.
  • Der Protestantismus in Schottland

    Die Kirche Schottlands ist eine reformierte, 1560 von John Knox nach calvinistischem Vorbild presbyterianisch begründet Kirche. Als die schottischen Herrscher Könige von England wurden, wollten sie sie der englischen Kirche...
  • Die anglikanische Reformation im 16. Jahrhundert

    Die Abspaltung der Kirche Englands vom Papsttum öffnet sie 1534 dem Protestantismus.
  • Martin Butzer oder Bucer (1491-1551)

    Der gebürtige Elsässer und Humanist hat sich sein ganzes Leben lang dafür eingesetzt, die Einheit der Kirche zu bewahren.
  • Guillaume Farel (1489-1565)

    Farel ist der Reformator der französischen Schweiz und hat besonders in Neuchâtel gewirkt. Er ist Prediger und Organisator sowie Verfasser einer Liturgie in französischer Sprache.
  • Ulrich Zwingli (1484-1531)

    Zwingli ist Seelsorger und Theologe. Für ihn ist das Studium der Bibel die Grundlage einer Reformation, die den Kampf gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten mit einschließt.
  • Théodore de Bèze oder Beza (1519-1605)

  • Olivétan (1506-1538)

    Olivétan hat sich als Übersetzer der Bibel einen Namen gemacht. Die sogenannte Olivétan-Bibel ist die erste französische Direktübersetzung aus den hebräischen und griechischen Urtexten. Sie ist auch unter dem Namen...