Die reformierte Bewegung
im 16. Jahrhundert

Die reformierte Bewegung entsteht aus den Bemühungen mehrerer Reformatoren. Sie geht von Zürich und Genf aus und verbreitet sich über weite Teile Europas.

Ihre Anfänge

  • Jean Calvin (1509-1564)

Die reformierte Bewegung hat ihren Ursprung in der Schweiz, genauer gesagt im Zürich der Jahre 1519 und 1520. Ihr geistiger Vater ist Ulrich Zwingli, Priester an der Kathedrale von Zürich, der in Wien und Basel studiert hat und sich dem Humanismus verpflichtet fühlt.

Die „reformierte Reformation“ wird in der Folgezeit von dem Franzosen Jean Calvin vorangetrieben, der ebenfalls durch den Humanismus geprägt ist. 1536 erscheint seine Unterweisung in der christlichen Religion. Dieses zunächst in lateinischer Sprache veröffentlichte Werk, das schnell ins Französische übersetzt wird, hat sofort großen Erfolg. Calvin legt darin mit Klarheit, Entschiedenheit und umfassender Gelehrsamkeit die Grundsätze des reformierten Glaubens dar.

Als religiöser Vordenker nach Genf berufen, macht er aus dem Stadtstaat die Hochburg der „reformierten Reformation“.

Man sollte nicht von „Calvinisten“ sondern von „Refomierten“ sprechen, da dieser Zweig der protestantischen Reformation viele Väter hat (Ulrich Zwingli, Martin Butzer, Jean Calvin, John Knox) und also nicht allein auf Calvin zurückgeht. Zu dem Kreis der „reformierten Reformatoren“ gehören außerdem Guillaume Farel, Pierre Robert Olivétan (oder Olivetanus), Théodore de Bèze (oder Beza), Sébastien Castellion.

Die Reformierten finden ihre Anhänger in der Schweiz, in Frankreich, in Schottland, in den Niederlanden und in Ungarn.

Die lutherische und die „reformierte“ Reformation gleichen sich in vielen Punkten. Allerdings bestehen Unterschiede in deren Gewichtung, und es gibt einen wesentlichen Streitpunkt zwischen beiden Richtungen.

Die unterschiedliche Gewichtung zeigt sich darin, dass die lutherische Reformation das Heil ohne Verdienst in den Vordergrund rückt, während das Hauptaugenmerk der „reformierten Reformation“ auf der genauen Lektüre der Bibel liegt. Selbstverständlich ist aber auch für die Lutheraner das richtige Verständnis der Bibel wichtig, genau wie auch die Reformierten von der Bedingungslosigkeit des Heils ausgehen.

Der Streitpunkt betrifft das Abendmahl. Die Lutheraner entfernen sich in der Frage der Gegenwart Christi nicht allzu weit vom Glaubenssatz der Katholiken, während die Reformierten diesen mit Nachdruck ablehnen. Im 16. Jahrhundert hat diese gegensätzliche Auffassung ein Zusammengehen beider Richtungen der Reformation verhindert. Zu einer Zeit, in der es überaus wichtig gewesen wäre, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen, konnten Lutheraner und Reformierte wegen der Abendmahlsfrage zu keiner Einigung kommen.

Dazugehörige Vermerke

  • Jean Calvin (1509-1564)

    Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu.
  • Ulrich Zwingli (1484-1531)

    Zwingli ist Seelsorger und Theologe. Für ihn ist das Studium der Bibel die Grundlage einer Reformation, die den Kampf gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten mit einschließt.
  • Guillaume Farel (1489-1565)

    Farel ist der Reformator der französischen Schweiz und hat besonders in Neuchâtel gewirkt. Er ist Prediger und Organisator sowie Verfasser einer Liturgie in französischer Sprache.
  • Martin Butzer oder Bucer (1491-1551)

    Der gebürtige Elsässer und Humanist hat sich sein ganzes Leben lang dafür eingesetzt, die Einheit der Kirche zu bewahren.
  • Olivétan (1506-1538)

    Olivétan hat sich als Übersetzer der Bibel einen Namen gemacht. Die sogenannte Olivétan-Bibel ist die erste französische Direktübersetzung aus den hebräischen und griechischen Urtexten. Sie ist auch unter dem Namen...
  • Théodore de Bèze oder Beza (1519-1605)

  • John Knox (1513-1572)

    John Knox ist der Reformator Schottlands. Nach einem Aufenthalt in Genf führt er in seinem Heimatland die „reformierte Reformation“ ein.
  • Sébastien Castellion (1515-1563)

    Sébastien Castellion wird heute als Apostel der Toleranz und der Gewissensfreiheit angesehen. Für ihn sind unterschiedliche Interpretationen der Bibel möglich, was ein pluralistisches Christentum und die Ablehnung von Gewaltanwendung legitimiert.
  • Unterschiedliche Wege der Reformation

    « Die Reformation hatte überall ihre eigenen Wurzeln. In Frankreich, in der Schweiz und anderswo wuchs sie auf heimischem Boden und unter unterschiedlichen Gegebenheiten heran, brachte aber dennoch überall die selbe...
  • Johannes Oecolampad (1482-1531)

    Oecolampad ist einer der ersten Reformatoren. Er bringt die Reformation nach Basel und verbreitet sie in Süddeutschland. Er gehört wie Zwingli zur reformierten Strömung.
  • Heinrich Bullinger (1504-1575)

    Der Theologe und Reformator Heinrich Bullinger festigt 1531 nach dem Tod Zwinglis die Reformation in Zürich. Beim Aufschwung der reformatorischen Bewegung in Europa spielt er eine wesentliche Rolle.
  • Pierre Viret (1511-1571)

    Pierre Viret widmete sein Leben der theologischen Unterweisung und der Verbreitung des reformierten Glaubens. Er steht im Ruf, ein außergewöhnlicher Prediger gewesen zu sein.