Charles Quint (1500-1558)

Karl V., Erbe eines riesigen Reiches, wollte der Verteidiger der Christenheit sein, aber er kann sich dem Aufschwung der Reformation im germanischen Reich nicht entgegenstellen. Er muss auch gegen die sozialen Unruhen in Deutschland ankämpfen, gegen die Revolten in Spanien, Kriege in Italien und die Bedrohung durch die Türken vor Wien und im Mittelmeer. Zu seinem Lebensende zieht er sich in ein Kloster in Spanien zurück.

Der Kaiser

  • Briefmarke mit dem Bildnis Karls V. © Collection privée

Geboren in Gent im Jahre 1500, erbt Karl von Habsburg nacheinander:

  • 1506 das Herzogtum Burgund mit Besitztümern in Flandern beim Tod seines Vaters Philipp I.,
  • 1516 die Königreiche Kastilien, Aragon, Neapel und Sizilien beim Tod seines Großvaters mütterlicherseits Ferdinand V.,
  • 1519 das Erzherzogtum Österreich beim Tod seines Großvaters väterlicherseits, des römisch-germanischen Kaisers Maximilian I.

Im Jahre 1519, nach dem Feilschen um Stimmen, wird er gegen seinen Rivalen Franz I. unter dem Namen Karl V. zum Kaiser der Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt.

Damit herrscht er über ein riesiges Gebiet, das die spanischen Eroberungen in Mexiko und Südamerika umfasst, ein Reich, in dem die „Sonne nie untergeht“. 1526 heiratet er seine Kusine ersten Grades Isabella von Portugal. 1530 wird er vom Papst zum Kaiser gekrönt.

Karl V. und Luther

  • Luther vor dem Reichstag zu Worms
    Luther vor dem Reichstag zu Worms © S.H.P.F.

Die Kaiserherrschaft Karls V. fällt mit dem mächtigen Aufstieg der Reformation im Reich zusammen.

Der Kaiser widmet sich der Verteidigung des katholischen Glaubens. Zunächst bestellt er Luther 1521 zum Reichstag in Worms. Über Luther wird die Reichsacht verhängt, aber Karl V. lässt ihn abreisen, wie er es versprochen hatte.

Die unruhigen Zeiten, die den Aufschwung der Reformation begleiten, drängen die deutschen Fürsten dazu, die Unabhängigkeit ihrer Staaten zu fordern. Die Bauern nutzen die Unruhen, um sich aufzulehnen.

Karl V. und die protestantischen Fürsten

Die Briefmarke: Lektüre des Augsburger Bekenntnisses für Karl V.

Im Jahre 1530 beruft Karl V. den Reichstag in Augsburg ein, um das Religionsproblem zu lösen.

Die protestantischen Fürsten legen ihm das von Melanchthon verfasste Augsburger Bekenntnis vor, das er als unannehmbar beurteilt.

Die norddeutschen Fürsten, die die Reformation angenommen haben, bilden 1531 den Schmalkaldischen Bund unter der Führung von Philipp von Hessen im Bündnis mit dem König Frankreichs Franz I. Karl V. befiehlt den Fürsten ohne Erfolg, die bischöfliche Gerichtsbarkeit wiederherzustellen und die Besitztümer der Kirche zurückzugeben.

Nach der Eröffnung des Konzils von Trient 1545 – die Protestanten weigern sich, daran teilzunehmen – schicken Karl V. und der Papst den protestantischen Fürsten drei Armeen entgegen; die protestantischen Fürsten werden 1547 in Mühlberg geschlagen und müssen in Erwartung der Beschlüsse des Konzils von Trient 1548 das Augsburger Interim annehmen. Den Protestanten wird vorläufig erlaubt, die Kommunion unter beiderlei Gestalt zu empfangen und ihre Pfarrer dürfen heiraten.

Aber im Jahre 1555 nehmen die protestantischen Fürsten im Bunde mit dem König Frankreichs Heinrich II. Augsburg ein und gewinnen die Schlacht von Innsbruck gegen Karl V. Der Kaiser entsendet seinen Bruder Ferdinand, um den Frieden von Augsburg anzunehmen: das Bestehen zweier Konfessionen wird zu Protokoll genommen, jeder Fürst im Reich kann für seinen Staat die Religion wählen (cuius regio, eius religio), während die Untertanen, die die Wahl ihres Fürsten ablehnen, das Recht haben auszuwandern.

Karl V. und die Reformation in seinen eigenen Besitztümern

In seinen eigenen Besitztümern, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Reiches hat Karl V. die Macht, den Katholizismus zu verteidigen. Er übt dort eine sehr strenge Repression gegen die „Häresie“, sodass der Protestantismus sich dort nicht entwickeln kann. In Flandern sind die Todesstrafen besonders zahlreich.

Die anderen Auseinandersetzungen

Im Verlauf seiner Herrschaft muss Karl V. auch zahlreichen Konflikten außerhalb des Heiligen Römischen Reiches begegnen. Der erste ist eine Revolte in Spanien.

Danach verbünden sich angesichts der drohenden Umzingelung Franz I., dann Heinrich II. mit den Türken und führen gegen ihn drei Kriege in Italien (1521-1529, 1536-1538, 1539-1544). Nachdem die Türken die Balkan-Halbinsel unterworfen haben, erklären sie Ungarn den Krieg und gehen sogar soweit, 1529 Wien zu belagern. Karl V. zerschlägt die Belagerung, aber er verliert die Unterstützung des Papstes, als seine Truppen in einer Meuterei Rom plündern. Karl V. widersetzt sich der Ausbreitung der muslimischen Barbaresken im Mittelmeer, indem er 1530 Tlemcen, dann 1535 Tunis besetzt.

Nachdem er vor Algier gescheitert ist, muss Karl V. seine Mittelmeerpolitik aufgeben. Im Jahre 1552 besetzt Heinrich II. die drei Bischofssitze Metz, Toul und Verdun, die im Gebiet des Reiches liegen.

Die Abdankung

  • Philipp II. von Spanien (anonymes Gemälde 1554)

Die Projekte Karls V. sind gescheitert: weder konnte er den Aufschwung der Reformation in Deutschland verhindern noch das Reich vererben. Ermüdet von den Kriegen und erschöpft von zahlreichen Reisen und von der Gicht, beschließt Karl V. die Herrschaft aufzugeben: zwischen 1555 und 1556 überlässt er die Niederlande, losgelöst vom Reich, sowie Spanien, seinem Sohn Philipp; im Jahre 1556 verzichtet er auf die Kaiserwürde und übergibt Österreich seinem Bruder Ferdinand. Dieser wird 1558 zum Kaiser gewählt.

Karl V. zieht sich in das Kloster Yuste in Spanien zurück, wo er 1558 stirbt.

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