Aussage
einer lutherischen Pfarrerin

Persönlicher Werdegang

C. wurde in Lyon geboren ; sie gehört mit ihrer deutschstämmigen Mutter einer sehr aufgeschlossenen lutherischen Gemeinde an ; in dieser entsteht ihre Berufung für das Pfarramt.

Sie studiert Theologie zunächst in Paris an der Faculté de théologie protestante, dann in Montpellier.

Während ihrer Studienjahre spürt sie die Unterschiede in der Sensibilität der Lutheraner und Reformierten, insbesondere in Bezug auf die Sakramente, die Liturgie und die Beziehungen zur Tradition.

Nachdem sie ihr Studium in Berlin abgeschlossen und ein Praktikum in einer reformierten Gemeine in Paris gemacht hat, wird sie von der Kommission der Pfarrämter nach N. geschickt.

Das Pfarramt in N.

Die Stadt N. hat 60.000 Einwohner, darunter eine gewisse Anzahl mit Migrationshintergrund.

Die Stadt unternimmt große Anstrengungen, um die Einwohner zu integrieren, aber bis vor kurzen gab es keine Kirche (selbst keine katholische), und es gibt auch keine kirchlichen Gebäude.

Aber C, weiß eine sehr junge Gemeinde ohne Tradition und Geschichte zu schätzen. 15-20 Kinder und Erwachsene nehmen am Gottesdienst teil ; 40-50% sind afrikanischen Ursprungs ; die anderen sind Reformierte, konvertierte Katholiken, Lutheraner aus Nordeuropa.

C. entdeckt die missionarische Dimension ihres Amtes, was der Bestimmung der lutherischen Kirche entspricht.

Die Kinder von 7-12 Jahren gehen in den Kindergottesdienst, dann 3 Jahre Katechismus, während derer sie mit dem Kleinen Katechismus von Luther vertraut gemacht werden.

Die lutherischen Besonderheiten

  • Ein starkes Festhalten an den Sakramenten : das Abendmahl wird jeden Sonntag gefeiert, mmer von einem Pfarrer (das gilt für den Großraum Paris, aber nicht unbedingt für Montbéliard). Das Abendmahl ist das Sakrament der Einheit, und die Pfarrer werden für den Dienst der Einheit ordiniert.
  • Das Gewicht, das auf die Taufe gelegt wird.
  • Der Festhalten an einer unabänderlichen Liturgie, die sich sehr auf das Kreuz konzentriert. Die Einheitlichkeit der Liturgie ermöglicht es, dass man in einer lutherischen Gemeinde, ganz gleich in welchem Land, aktiv teilnehmen kann.
  • Der großer Stellenwert, der der persönlichen Frömmigkeit zugestanden wird ; oft wird in lutherischen Familien vor Tisch gebetet und abends gemeinsam die Bibel gelesen.
  • Die evangelisch lutherische Kirche Frankreichs (E.E.L.F) will ihre Identität inmitten der Übereinkünfte zwischen Lutheranern und Reformierten bewahren.
  • Die Lutheraner bilden eine Minderheit innerhalb der kleinen protestantischen Religionsgemeinschaft Frankreichs, aber sie fühlen sich mit dem Lutherischen Weltbund im Einklang.
  • Die Lutheraner sind : 5000 – 6.000 ín der Ile de France und im Süden (E.E.L.F.), 30.000 ungefähr im Land von Montbéliard (E.E.L.F.), 220.000 etwa in Alsace Moselle (E.P.C.C.A.A.L.).
  • Die zukünftigen Pfarrer absolvieren das gleiche Studium wie die Reformierten. Die Kommission der Pfarrämter teilen ihnen ihren ersten Posten zu. Die Lutheraner sind weniger auf Konfrontationskurs mit dem Katholizismus, da sie nicht wie die Reformierten unterdrückt wurden, aber sie sehen auch die Notwendigkeit, gegenüber den anderen Konfessionen ein gemeinsames Zeugnis abzulegen.

Die lutherische Innere Mission

1850 in Deutschland ins Leben gerufen, wird sie 1980 in Frankreich wiederbelebt. Sie hat einen großen Ehrgeiz in Hinblick auf Evangelisierung und Diakonie.

Sie führt « ALPHA » ein, eine evangelische Ausbildung für Nichtgläubige, organisiert Ausstellungen und Reisen, aber sie will auch diakonische Arbeit leisten : Schülerhilfe, verschiedene Ausbildungen, Hilfeleistungen, Kleiderkammer.

Für die lutherische innere Mission sind Evangelisierung und Wohltätigkeit nicht von einander zu trennen, und die Laien können sich dabei voll einbringen.

Dazugehörige Vermerke